Malaysia - Life is a beach!

21.10. 2013 - 26.200 Kilometer

Leberkäse, Laugenbrötchen und Pfälzer Wurst - nach sechs Monaten frühstücken wir vertraute Gaumenfreuden in Manni´s German Bakery auf Phuket. Wenn nicht hier, wo soll es sonst so etwas geben in Thailand? Manni hat seit 20 Jahren sein Geschäft hier, und abends gehen wir zusammen essen, er kennt sich natürlich bestens aus in der lokalen Szene. Hier ist was los, und an Kuriositäten mangelt es nicht: In einer Bar entdecke ich zwei Hunde, die mitten auf der Theke sitzen. In einem seichten Pool treffen wir auf erwachsene Asiaten - mit Schwimmflügelchen. Nicht zum Spaß, sondern weil sie nicht schwimmen können.

Ein Blick in die Reisepässe am kommenden Tag drängt uns zur Grenze: Unser 30-Tage-Visum für Thailand läuft aus. Wir wollen gern nach Myanmar, aber seit Wochen vergehen keine drei Tage, an denen dort nicht geschossen und gebombt wird. Es ist schlimm, wie sich dort die Muslime und die Buddhisten in der Wolle haben. Die Lage ist reichlich unübersichtlich, es gibt keinen scharf umrissenen Krisenherd im Land, den man umfahren könnte.

Da wir erst recht keine Lust haben, uns einer Reisegruppe durch Birma anzuschließen, verzichten wir vorerst auf eine Einreise, die für zwei Individualisten wahrscheinlich schnell am ersten Kontrollposten eine Umkehr zur Folge hätte. Dazu sei am Rande noch erwähnt, dass falls man sich doch für eine Reiseagentur entscheidet, bis zu 550 USD abgezockt werden, pro Tag, versteht sich. Wir wollen gar nicht wissen, wie viele einheimische Monatsgehälter das wohl sind!

Ok, wo ist die nächste Grenze? Es sind zwei bequeme Tagesreisen bis nach Malaysia, also warum nicht …

Die Hitze an den beiden folgenden Tagen ist kaum auszuhalten. Es ist bekanntermaßen ein Unterschied, im Flattergewand am Strand herumzugeistern oder mit Motorradstiefeln an den Füssen und Helm auf dem Kopf viele Kilometer auf dem Motorrad zu fahren. Irgendwann brauchen wir Schatten und etwas in den Magen, wir erspähen am Straßenrand ein Restaurant mit vielen Gästen unter einem schattigen Dach.

Kaum haben wir Platz genommen, bedeckt eine freundliche Dame den kompletten Tisch mit Schüsselchen voller Fisch, Gemüseplatten und Getränken. Wir sind etwas erschrocken, ist heute Spezial-Menü-Tag? Wir hatten doch noch gar nicht bestellt! Auf unsere vorsichtige Nachfrage, was denn das kosten soll, wird das ohnehin schon zu hörende Gekichere der anderen Gäste zum Lachen. Man klärt uns auf, dass dies kein Restaurant, sondern eine Hauseinweihungsparty sei. Oh, wie peinlich! Aber wir werden so herzlich verköstigt, dass unser Unbehagen sofort verschwindet, im Gegenteil, eine tolle Band macht noch richtig gute Livemusik!

Durch sattgrüne Dschungelwälder kurven wir weiter zur Grenze. In Malaysia ist sofort klar, dass wir uns wieder in einem muslimischen Staat befinden. Alle Frauen tragen Kopftuch, lange Gewänder und der Muezzin ist dreimal am Tag zu hören. Vieles ist auf arabisch geschrieben, und die Restaurants bieten Halal-Mahlzeiten (durch den Koran erlaubte Speisezubereitung) an. Wir verleiben uns am Abend an einem Straßenstand die besten Burger seit endlosen Zeiten ein. Auf die Insel Langkawi kommen wir leider nicht, denn die kleine Auto-Fähre ist für die nächsten Tage ausgebucht.

Da wir bei der Hitze auf keinen Fall aufs Baden im Meer oder in anderen Wasseransammlungen verzichten wollen (und das möchte ich im Bikini und nicht in T-Shirt und langer Hose), sind wir froh, dass wir nur zwei Tage im Land bleiben müssen. Dann nämlich können wir die vorsorglich in unsere zweiten Pässe in Kathmandu eingetragenen 60-Tage-Visa für Thailand aktivieren und haben Ruhe vor irgendwelchen Visageschichten.

Gesagt, getan, am kommenden Tag kurven wir auf anderer Strecke wieder über herrliche Serpentinen durch den Dschungel des malaiisch-thailändischen Grenzgebietes und freuen uns, wieder in Thailand zu sein.

Life is a beach … Das haben wir gerade an einer Hauswand gelesen ...

Inselhopsen - Nach Koh Yao Yai

12.10.2013 - 25.600 Kilometer

Ein solches Rambazamba haben wir lange nicht vors Visier bekommen. Touri-Busse, genervte Taxifahrer, ein Restaurant reiht sich ans andere und der Bevölkerungsanteil an Nicht-Thais ist so hoch wie wir ihn zuletzt außerhalb Thailands sahen: Wir fahren mitten durch Phuket-Stadt. Hier soll sich irgendwo der Pier befinden, wo morgen früh unsere Fähre zur Insel Koh Yao Yai ablegen wird. Es ist noch hell, und so machen wir uns vor der Zimmersuche auf die Suche nach besagtem Pier, damit wir morgen gleich wissen, wo wir hinmüssen. Mit den beladenen Maschinen kurven wir kreuz und quer durchs unübersichtliche Hafengebiet, auf Nachfragen bei den Einheimischen winkt man uns meist nach links und rechts - gleichzeitig. Irgendwann liegt der kleine Verladeplatz trotz aller Irrungen vor uns, und wir sehen gerade noch, wie ein Auto über zwei freischwebende Bretter ein Schiffchen verlässt. Na dann … mal sehen, was wir morgen hier antreffen werden!

(Hier die Koordinaten, damit ihr nicht so suchen müsst, falls ihr mal hinwollt: N 07°52´57.4´´, E 098°24´51.3´´)


Die Fähre, die auch Autos und Motorräder mitnehmen kann, soll laut Aussage eines Inselbewohners am kommenden Morgen um 8:30 Uhr und um 10:30 Uhr losfahren. Wir kurven also ganz entspannt um 10 Uhr zum Pier herein - und fragen uns, wie unsere Kisten da rauf kommen sollen! Vorn auf den Bug geht nicht, der ist zu schräg. Auf´s Heck geht auch nicht, der Anleger auf der Insel ist laut Kapitän zu kurz zum Entladen des Schiffshecks.
In den Passagierraum geht auch nicht, die Tür ist nur ein niedriger Durchschlupf. Der Kapitän meint schließlich: Schieben wir die Dinger doch oben über die Kabine aufs Sonnendeck! Er macht es mit einem Mini-Scooter vor: Eine 5 m lange schmale Planke wird im 45 Grad-Winkel postiert, und mit Ach und Krach ziehen und zerren drei Mann das Fliegengewicht aufs Dach. Und das mit unseren Maschinen? Da bricht die Planke doch gleich durch, ganz zu schweigen, wie der Flaschenzug (den es gar nicht gibt) aussehen müsste, der das Gewicht hochziehen kann!


Das Schiff, das letzte für heute, fährt also ohne uns ab. Schon blöd manchmal, so als Individualreisende. Um alles muss man sich selber kümmern, und wenn was daneben geht, hat man keinen Reiseleiter zum Verhauen.
Wir müssen also frustriert den Pier verlassen, aber inzwischen kommt genauso viel Wasser von oben wie sich vermutlich während der biblischen Sintflut über die Welt ergoss, und wir erreichen klatschnass ein nahes Hotel. Dort kommen wir abends nicht mal vor die Tür, um was zu Essen zu besorgen, so schüttet es. Wir rufen 1711 an, unsere Rettung: den unvergleichlichen, unersetzlichen, unübertroffenen Mc Donald´s Delivery Service! Tatsächlich steht nach einiger Zeit ein durchaus bedauernswertes Individuum auf einem Scooter draußen in den Fluten, um uns das erste Fast Food nach Monaten zu kredenzen. Stilvoll verzehren wir Burger, Pommes und Cola auf dem Hotelbett und versuchen, nicht allzu sehr rumzuferkeln.


Am nächsten Morgen sind wir um acht Uhr am Pier, zahlen insgesamt 5,80 EUR und fahren in den Schiffsbauch des nun größeren Fährschiffes, wo wir uns den Platz mit ein paar PKW, einer Matratze sowie Kisten und Kästen teilen. Nach 40 Min. schaukelt die Fähre vor dem Pier auf Koh Yao Yai. Dummerweise liegt das Schiff längs, so dass wir die Rampe nicht wie gewohnt nach geradeaus, sondern nach links verlassen müssen. Durch den Seegang hüpft die Metallplanke so mächtig rauf und runter, dass ich streike. Da komme ich niemals ungeschoren drüber! Zwei Schiffsleute meinen, ich soll doch jetzt mal voran machen, die anderen wollten ja auch an Land. Mir egal, ich mache das Motorrad aus und bemühe mich, das Motorrad in der Senkrechten zu halten. Ein verzweifelter Blick nach hinten zu Thomas, der die Lage erkennt und mir die Kiste rüberfahren will - da liegt die ganze Fuhre auch schon auf der Rampe. Und die beiden Jungs, die beim Aufrichten helfen, merken, was das Moped wiegt.


Eine halbe Stunde später parken die beiden Hondas vor der OpenAir-Rezeption eines Strandresorts, von denen es auf Koh Yao nach unseren Erkundungsfahrten nur vier zu geben scheint. Es ist ursprünglich und dschungelhaft hier, die Leute machen in Fischen und Kautschuk. Und wir machen erstmal nix. Außer vielleicht schwimmen gehen und meine lästigen Sandmückenstiche wegzupflegen, die ich mit vor ein paar Tagen bei Chumphon geholt habe.

Das muss für die nächsten Tage reichen!

Thailand - Zur Elefanten-Insel

04.10.2013 - 25.200 km

Unsere erste Anschaffung in Bangkok ist - ein Regenschirm. Bangkok säuft gerade ab, die Regenzeit gibt noch mal richtig Gas, bevor sie sich in ein paar Wochen verabschieden wird. Leider haben die verantwortlichen Stellen vor einigen Jahren wegen des immer stärker werdenden Verkehrs in der Riesenstadt beschlossen, die meisten Klongs (Wasserkanäle) zuzuschütten und an ihrer Stelle Straßen zu bauen. Das rächt sich in der Regenzeit regelmäßig, die Innenstadt steht gerade einen halben Meter unter den Fluten.

Da wir im Dezember Bangkok wiedersehen werden, verzichten wir auf eine Stadterkundung mit Anglerhosen und erledigen Wichtigeres: Die neuen Lenkkopflager für beide Maschinen sind uns von Freunden hierher gesendet worden und werden flugs eingebaut. Dazu erkundigen wir uns nach einem vernünftigen Schrauber in der Nähe, da wir für diese Operation nicht das richtige Werkzeug dabei haben und landen bei "Red Baron", der auch gleich erkennt, dass sich das Lager an Thomas´ Vorderrad ebenfalls gerade ins Nirwana verabschiedet. Das passende Lager fürs Rad haben sie vorrätig, Glück muss man haben!
Mit völlig neuem Fahrgefühl machen wir uns auf den Weg nach Koh Chang, der Elefanteninsel, vor der Küste nahe der kambodschanischen Grenze. Die kleine Fähre bringt uns in 40 Minuten übers Wasser, und eine erste Unterkunft ist schnell gefunden: Noch am wenig frequentierten Pier spricht uns ein Holländer an, der es mit einem Mopedverleih auf der Insel versucht. Er ist Langzeitmieter bei Conny, einer Deutschen, die es ebenfalls hierher verschlagen hat und die mit ihrem Mann neben einem Taxiunternehmen, Kräuterverkauf und Fruchtanbau auch eine kleine Dschungel-Lodge mit nur vier Zimmern führt.

Koh Chang steckt touristisch noch in den Windeln, war die Insel doch wegen der Nähe zu Kambodscha bis vor 20 Jahren Sperrgebiet. Wir profitieren nun davon: Neben einigen neu gebauten, moderat angelegten Resorts ist hier noch viel Ursprünglichkeit zu finden. Uns betören vor allem die tollen Strandbars in White Sands, quasi dem "Hauptort" hier, die mit Mengen an Bambus und Palm-Matten gebaut sind, mit zum Teil recht rudimentärer Ausstattung eine umso bessere Fischküche haben, aber vor allem durch viel Charme und Herzlichkeit so manchem Aussteiger und Traveller das Herz aufgehen lassen. Hier gibt es noch für ein paar Baht Hütten zu mieten und da die üblichen Low-Budget-Hippieläden in Hülle und Fülle vorhanden sind, fliegen unsere Klamotten gleich in die Ecke, nachdem wir dort als guter Kunde vorstellig werden.
Für uns bedeutet das alles Inselfeeling pur, und von unserer Unterkunft aus, die in einer Fluß-Lagune liegt, müssen wir fünf Minuten mit dem Kayak zum Strand paddeln.
Nach einiger Zeit beschließen wir, uns auf den Weg in den Süden zu machen, bevor wir hier versacken, und zwar wieder via Bangkok, um den ganzen Golf von Siam herum. 

Kathmandu - Bangkok: Motorradtransport

20.09.2013 - 24.100 Kilometer

Am liebsten legen wir unsere Reisestrecken ja auf den Motorrädern zurück, manchmal geht es aber nicht so richtig weiter, sei es, weil ein Meer uns aufhält oder geschlossene Grenzen.

Um nach Myanmar zu kommen, müssten wir von Kathmandu aus vier Tage durch Indien fahren; wegen der Reglements einiger indischer Provinzen, die die Durchfahrt nur mit Sondererlaubnissen (Mehrzahl) gestatten, damit wir von Westen nach Burma einreisen könnten. Dort ist aber bis dato gar kein Grenzübergang für Individualisten geöffnet, nicht für Ausländer.
Also werden wir die Sache von Osten angehen, denn von Thailand aus soll man reinkommen.
Inshallah - wir werden sehen ... Papiere (Visa) haben wir jetzt jedenfalls!

Also: Die Maschinen und wir mussten ein Stückchen fliegen, mit Thai Air ging es von Kathmandu nach Bangkok.


Die nepalesische Seite

Mit den Kosten waren wir mehr als zufrieden, unsere Cargo-Agentur schlug alle anderen Angebote um Längen!
Hier die Kosten im einzelnen, abgerechnet wird entweder über das Volumen, oder über das Gewicht, je nachdem, was teurer ist ...
(Gewicht pro Box übrigens ca. 330 kg, inklusive Motorradklamotten und fast sämtlichem Gepäck sowie natürlich dem Gewicht der Holzboxen):

2x Holzboxen, Material und individueller Bau 160 $
2x Service Charge (Zoll, Service, Packer) 380 $
Transport Africa Twin 535 $
Transport Transalp   420 $
Gefahrgutzuschlag 95$
Macht zusammen für beide Moppeds 1.580 $

Den Gefahrgutzuschlag muss man nur einmal zahlen, wenn man auf beiden Boxen als Empfänger die gleiche Person angibt! Hier schneiden sich viele Versender noch ein Scheibchen heraus und berechnen dem Kunden den Gefahrgutzuschlag doppelt)

 

Zahlen mussten wir nicht in cash, die Firma (s.u.) akzeptierte freundlicherweise die volle Summe in US$-Traveller-Schecks (vorher anfragen!).
Mit dem ganzen Handling in Nepal waren wir sehr zufrieden, unser Ansprechpartner war zuverlässig, schnell und gewissenhaft. Er gab sogar die tagesaktuellen Preisnachlässe der Thai Air direkt an uns weiter, und das, nachdem wir sein erstes Angebot bereits akzeptiert hatten. Nach der Verladung rundeten wir das Geschäft bei einem Abendessen in Thamel ab.
Die Prozedur vom Reinfahren in den Zoll bis zur Bezahlung im Büro in Kathmandu dauerte rund vier Stunden, während dieser Zeit bauten wir die Motorräder versandfertig auseinander (Vorderrad raus, Maske, Schutzblech vorn und Spiegel ab, Tanks leer (so gut es ging), Batterien abklemmen). Der Zoll durchsuchte gewissenhaft, aber ziemlich fix. Die Holzkisten standen bereits vorgefertigt an Ort und Stelle im Zollbereich (Vorlaufzeit seit der Bestellung: ein Tag) und mussten nur noch von den beiden Zimmermännern um die Maschinen gekloppt und mit Eisenbändern umspannt werden. Danach trugen (!) acht Mann die Kisten auf eine Riesenwaage, bevor sie auf ein Rollband geschoben wurden und unseren Blicken entschwanden.

Organisiert hat uns den Transport die sehr zu empfehlende Firma mit dem illustren Namen
Superstar Cargo (P.) Ltd.
Ansprechpartner: Pradibna Pokharel
G.P.O. Box: 19090 Thamel, Kathmandu, Nepal
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel: +977-1-470 00 25

Herr Pokharel versendet laut eigener Aussage von überall nach überall, spricht gut deutsch und hat viele Kontakte nach Europa.
Und unschlagbare Preise.


Die thailändische Seite

Thailand! Palmen, Strände, Hängematten - doch davor war in Bangkok werkeln angesagt. Gleich am nächsten Morgen um 10 fuhren wir also zum Flughafen, um die Motorräder aus den Kisten zu befreien. Glücklicherweise agierte unser Fahrer auf unsere Nachfrage zum ersten Mal als "Agent", er kann schließlich besser Thai als wir :-) und wetzte mit uns recht zielstrebig von einem Schalter zum nächsten. Was für ein Papierkram! Da schimpfe einer auf die deutsche Bürokratie …
Um 12 stoppte erst einmal die allgemeine Mittagspause unseren Durchmarsch, wir aßen alle zusammen lecker in der Flughafen-Kantine. Irgendwann gegen 14 Uhr gabelten schließlich zwei Stapler unser beiden Kisten ab, und wir bauten die Mopeds wieder zusammen. Alles noch da (kein Wundern bei vernagelten Kisten), und nichts ist kaputt gegangen.
Unserem "Agenten" drückten wir um die 30 Dollar in die Hand, wir waren so dankbar, was er uns noch alles an Rennerei erspart hat, während wir die Teile wieder anbauten!
Jetzt kann es für uns "auf Stolle" weitergehen, Bangkok werden wir wohl in zwei Tagen zunächst Richtung Osten verlassen.

Aber erst noch müssen wir an beiden Maschinen die durch schlechte Pisten total ramponierten Lenkkopflager wechseln ...

Nepal - Grenzerfahrungen

14.09.2013 - 21.700 Kilometer

Buddha´s eyesAn der chinesisch-nepalesischen Grenze wird es dann schlimmer als erwartet. Ein letztes Mal dürfen wir von Kontrollwahn und Unflexibilität kosten, als wir am Morgen die erste chinesische Kontrolle noch innerhalb Zhangmus passieren. Acht Kilometer weiter die Serpentinenstraße hinunter reiht sich ein auf die Abfertigung wartender Laster an den anderen. Zum Überholen in der engen Schlucht ist so gerade eben Platz, wenn uns hier einer entgegenkommt, dauert die Ausweichprozedur immer ewig. Und wir haben ja keinen Rückwärtsgang. Wenn man bedenkt, dass diese Straße die einzige Handelsverbindung zwischen China und Nepal ist ...

Weiter unten vor dem Schlagbaum geht es zu wie in einem Bienenstock, und nichts ist auch nur annähernd geregelt: Ein schmuddeliger Shop reiht sich an den anderen, ein Blick in die verdreckten "Restaurants" reicht aus, unser Verdauungssystem dem Schlimmsten auszusetzen, Lastwagen mit Riesenballen an Ladung werden von Schwärmen an Trägerinnen entladen, die Ladung auf einem kleinen Platz oder gleich auf der engen Straße gestapelt. Der stinkende Müllberg mitten auf der Straße mitten in der Sonne bleibt aber der höchste Stapel … Dazu kommt ein bestialischer Gestank aus dem öffentlichen Klo, das wir erfolgreich meiden, und zur Abrundung dröhnt in der Straßenschlucht mit unvorstellbarer Lautstärke ein riesiger Dreizylinder-Dieselgenerator, der jede Stunde kollabiert und sofort vom eigens abgestellten Mechaniker mit einer ordentlichen Ladung Altöl geflutet und wieder zum Leben erweckt wird.

Würden wir das Kaff nur mal eben passieren, wäre es ja in Ordnung. Ist es aber nicht. Beinahe sieben Stunden sind wir dem Inferno ausgeliefert, unser Guide ist immer noch acht Kilometer weiter oben und versucht irgendeine Blödsinns-Freigabe aus Lhasa zu bekommen. Das erzählt er uns jedenfalls am Telefon, und das läuft heiß. Wir rufen sowohl ihn als auch den Agenten halbstündlich an, unsere Stimmung schwankt zwischen Ungläubigkeit, Verzweiflung mangels Toilette und einer ordentlichen Portion Galgenhumor. Zeitweise überwiegt vor allem Wut auf die Grenzer, die Bürokraten, unsere "Agentur" und die Chinesen ganz im Allgemeinen.

Irgendwann verschwindet die brütende Sonne, es beginnt zu regnen. Zu schütten. Wir versuchen, die Mopeds unters Dach vorm Schlagbaum zu schieben und kriegen gleich einen Rüffel. Ist uns aber jetzt so was von egal, nix verstehen. Und irgendwann um kurz vor 17 Uhr sehen wir im Laufschritt unseren Guide nahen. Wird auch langsam Zeit, denn die Nepali drüben machen um 18 Uhr dicht! Noch eine Passkontrolle auf chinesischer Seite, noch eine was-weiß-ich-Kontrolle, wir schwingen uns auf die Maschinen und wollen endlich über die Friendship-Bridge rollen, auf deren Mitte der ersehnte Grenzstreifen zu Nepal verläuft.

Motorräder: Schieben!

Denkste - die Chinesen zetern herum: "Maschinen aus! Schieben!" Wie bitte?! Wir haben keinen einzigen Laster bemerkt, der hier bis zur Grenze GESCHOBEN wird. Ich bin kurz vorm Explodieren und tue so, als sei das Motorrad für mich zu schwer zum Schieben.

Ich steige ab und bedeute, dass ich genau an dieser Stelle die Nacht verbringen werde, wenn ich nicht fahren darf. Woraufhin ein Grenzer hinten schiebt, genau bis beide Räder auf der mächtigen Talbrücke über den Streifen gerollt sind. Dort dürfen dann die Motoren angeworfen werden. Uns fehlen zur Abwechslung die Worte.

Die Nepali stellen uns ruckzuck zwei Visa aus und wir durchqueren Kodari, das ist der Name der traurigen, armseligen Bretterbudenansammlung hier, auf der ebenfalls einzigen Piste durch die enge Schlucht, dem Friendship- oder Araniko-"Highway".

Der "Highway" hat meist eine Breite von drei, manchmal auch fünf Metern, führt am Bergrand hoch über dem Fluss vorbei und ist auf den nächsten 30 Kilometern eine Matschpiste mit mehr oder weniger dicken Steinen, Wasserläufen und Gefällen. 

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