13.04.2012 - Ait Ben Haddou, Hoher Atlas

Wieder ist ein Reisetag angebrochen, die Zelte sind schnell abgebaut und verstaut. Das Wetter lässt wieder Gutes ahnen: Bereits jetzt am beinahe wolkenlosen Morgen sind es angenehme 17 Grad. Und die Aussichten auf die heutige Tour sowieso grandios - es geht durchs Atlas-Vorgebirge über den 2.300 m hohen Tizi N´Tichka. Die schneebedeckten Bergspitzen rücken immer näher, die wunderbare Auffahrt auf den Pass hat eine Länge von um die 80 km. Oben angekommen, ist Kathi superstolz, denn das waren gerade ihre ersten Serpentinen, die sie je gefahren ist … und sie macht die Sache gut! Es weht eine ordentliche Brise, und die Landschaft ändert sich von km zu km - die saftigen Täler weichen einer schroffen Berglandschaft, gehen bei der Abfahrt über in trockene Hügel- und Steinlandschaften. Hier bekommt Kathi einen Riesenschreck, als sie eine Ölspur nicht erkennt und ganz schön ins Schlingern gerät. Alles gut gegangen! Nach einer Herzklopf-Beseitigungs-Pause fahren wir weiter, bis wir Ait Ben Haddou erreichen und dort die schöne Pension Ayouze in Beschlag nehmen, unser Domizil für die nächsten drei Nächte. Eigentlich waren zwei geplant, aber Kathi hat leider irgendwas nicht so richtig vertragen, und so sind wir froh, dass sie den letzten Tag dort recht luxuriös auf der Couch der Dachterrasse verbringen kann - mit Nähe zu den Sanitäranlagen. Dank an Idriss Hamid, der sich so nett und freundschaftlich um uns kümmert!

Am ersten Tag in Ait Ben Haddou jedenfalls machen wir eine Wanderung durch die Palmengärten entlang des Flusses zu der alten Stadt, die aus gestampftem Lehm erbaut wie ein Schwalbennest am Berghang klebt und immer noch bewohnt und sehr lebendig ist. Von einer hier wohnenden Berberin erfahren wir, dass in ihrem Ort 27 Filme gedreht wurden, darunter "Der Gladiator" und "Sodom und Gomorrah". Und wir stolpern in den Gassen über ein amerikanisches Filmteam, das gerade die (keine Ahnung wievielte Fassung der) Bibel verfilmt. Sehr amüsant, wie die Einheimischen als Leute vor 2.000 Jahren verkleidet herumwuseln, einschließlich der dazu verpflichteten Esel, Schafe und Ziegen!

Bei unserem Aufenthalt hier lassen wir es uns auch nicht nehmen, die alte Karawanenstraße, die in früheren Zeiten Marrakech mit der Sahara verband, hinaufzufahren bis nach Telouet. Eine tolle Strecke, die das Motorradfahren zum Hochgenuss werden lässt! Kathi ruht sich an diesem Tag aus, um wieder Herrin ihres Inneren zu werden … Wir beschließen, am nächsten Tag aufzubrechen und diesen tollen Ort in Richtung Tinerhir zu verlassen, um die Gegend der Dades- und Todhraschlucht zu erkunden.