Drama in Iran (27.05.17)
Es folgt eine beschleunigte Berichterstattung. Schließlich muß ich mal mit Susanne gleichziehen, die das Fezbuk pflegt und schon deutlich weiter ist.
Am frühen Nachmittag landen wir in Griechenland an, und die erste Etappe soll über kurvige Bergstrassen bis zu den Meteora-Klöstern gehen. Dem schiebt der Zöllner aber erstmal einen Riegel vor. Da wir nach dem Verlassen der Fähre noch das Motorrad abgeladen haben, stehen wir nun vor bereits verschlossenen Hafentoren. Ob ich glaube, dass er nur für uns da sei?, will er auf Englisch wissen. "Willkommen in Griechenland" sah mal anders aus. Diese ablehnende Haltung als Folge der deutschen Griechenlandpolitik wird uns noch einige Male begleiten. Wie wird das wohl in der Türkei werden?
Der Zöllner macht seine Drohung nicht wahr, uns bis zum nächsten Schiffseinlauf warten zu lassen und läßt uns schließlich ziehen. Die nächsten Tage halten entspanntes Fahren für uns bereit und bis auf die Meteora-Klöster lassen wir die Sehenswürdigkeiten Griechenlands an uns vorüberziehen. Griechenland und auch die Türkei kann man von uns aus immer wieder mal bereisen, daher versuchen wir, uns auf die Länder zu konzentrieren, wo man nicht so schnell hinkommt. Und die beginnen mit Iran.
Wer unsere "alte" Reise von 2013 verfolgt hat, kann sicher nachvollziehen, dass wir nicht nur mit positiven Gefühlen diese Grenze überqueren. Aber schon bei der Einreiseprozedur zeigt man sich sehr hilfsbereit und wir bekommen wieder einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Gastfreundschaft der Iraner. "Welcome to my country!" ist die Begrüßung, die fast jeder Iraner für uns bereithält. Das nächste Mal stell' ich mich mal an den Düsseldorfer Flughafen und begrüße die Ausländer mit einem schmetternden "Willkommen in meinem Land! Ich hoffe, Sie geniessen Ihren Aufenthalt", und dann lade ich sie noch zum Essen und Übernachten ein. Diejenigen, die nicht soviel Zeit haben, denen spendiere ich wenigstens einen Tee oder einen Kaffee im Flughafenrestaurant. Falls sie mich dann fragen, wo sie denn eine UMTS-Karte bekommen können, werde ich sie in mein Auto laden, sie zum nächsten Handy-Shop fahren und dort solange bleiben und eventuelle Kommikationsprobleme lösen, bis sie ihre Karte haben und diese auch ordentlich funktioniert. Wenn das erledigt ist, gebe ich ihnen noch meine Telefonnummer und bitte sie eindringlich, mich anzurufen, wenn sie irgendwelche Probleme haben. Sollte ich zufällig in einem Restaurant einen Ausländer entdecken, werde ich dem Kellner den Wink geben, die Rechnung auf mich gehen zu lassen und verabschiede mich dann diskret.
Klingt seltsam nach einem "Gutmenschen", einer mittlerweile abwertenden Bezeichnung derjenigen, die kein schlechtes Gewissen haben wollen, wenn sie sich gegenüber anderen Menschen gleichgültig verhalten. O.K., zugegeben - die Schilderung ist unrealistisch - allerdings nicht in Iran.
In Iran trennen wir uns kurz von der Gruppe, um nach Teheran zur turkmenischen Botschaft zu fahren. Dort wollen wir beide einen weiteren Versuch starten, ein Transit-Visum für Turkmenistan zu bekommen. Es ist mittlerweile der fünfte Antrag und man macht uns keine Hoffnung, dass es diesmal funktionieren wird, da im System die vorigen Ablehnungen gespeichert seien. Warum sollte also der turkmenische Botschafter in Iran anders entscheiden als die Entscheidungsträger zuvor? Und so kommt es dann auch: Wir stehen ohne Turkmenistan-Visum da. Was für ein Drama ;-) (zugegeben: Nichts im Vergleich zu den Geschehnissen vor vier Jahren). Ein Plan B muß her.
Grob angedacht hatten wir den schon, aber nicht daran geglaubt, ihn auch tatsächlich umsetzen zu müssen. Schon in Deutschland hatten wir eine Reiseagentur in Turkmenistan damit beauftragt, uns durch das Land zu begleiten, um an diese vertrackten Visa zu kommen, und so werden unsere sechs Mitfahrer dies auch plangemäß erleben, aber eben ohne uns zwei. Wir versuchen unterdessen, über Aserbaidschan mit der Fähre nach Aktau in Kasachstan zu kommen, um dann von Norden aus nach Usbekistan einzureisen, um uns in Chiva wieder mit der Gruppe zu treffen.
Der Grenzübertritt nach Aserbaidschan soll angeblich nicht so reibungslos funktionieren wie unsere bisherigen. In diversen Foren wird berichtet, dass man an der Grenze hohe Summen als Kaution für seine Fahrzeuge hinterlegen muß. Diese bekommt man angeblich wieder, doch davon haben wir nicht so viele Berichte gelesen und manche behaupten, dass man nur dann sein Geld zurückbekommt, wenn man auch an der gleichen Grenze wieder ausreist. Das kommt für uns natürlich nicht in Frage.
Die Realität sieht Gottseidank anders aus. 40 US$ Gebühr, vielleicht für die Benutzung der grottenschlechten Straße von Astara nach Alat, die erst auf den letzten 60 km besser wird, das ist das einzige, was man uns abknöpft - gegen Quittung. Scheint also o.k. zu sein. Vielmehr hält man sich längere Zeit mit dem Begriff "mobile home" auf; die Fahrzeugkategorie, wie sie in unserem Carnet de Passage eingetragen ist, die sich so aber nicht im KFZ-Schein wiederfindet. Da steht halt "So KFZ Wohnm". Letztendlich beschließt man, das mobile-home-Rätsel ungelöst zu lassen, ist ja auch bald Feierabend. Eine sehr pragmatische Abwägung - ich mag Pragmatiker. So rollen und hopsen wir schließlich unsere ersten Kilometer auf den Rumpelstraßen nach Alat. Hier stehen wir nun schon den zweiten Tag am Hafen und warten auf eine Fähre übers Kaspische Meer. Mit der gestrigen Fähre sind wir nicht mitgekommen. "Zu voll", bedeutete man uns. Aber heute Nacht soll es klappen. Inshallah!
Kommentare
Mit nem Gruß aus Berlin, Sandra (die gerne Maus bei Eurer Reise sein würde).
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