Kirgistan: Berge-Manöver (31.08.17)
Die Nachtigall singt im Gebüsch neben uns und der Kuckuck ruft - wie jeden Morgen bisher am Issyk Kul See. Schon um 9 Uhr sind es angenehme 28 Grad in Kirgistan, ein perfekter Tag, um mal wieder die Wäsche zu machen. Warmwasser mache ich im Wagen heiß, kippe Biowaschmittel rein (ich glaube jetzt mal, was auf dem Etikett des teuren Zeugs steht …), das Spülwasser anschließend kommt aus dem See. Thomas werkelt am LKW rum und fettet die Kette an der Yamaha. Das Frühstück fällt mager aus, wir sind noch voll von unserem Hochzeitstag-Essen gestern.
Zur Feier des Tages waren wir aus, kletterten in die kleine Gostniza oben an der Straße und aßen Kuurdak, das ist Lammfleisch mit Zwiebeln und Kartoffeln, und Samshy, das sind merkwürdige Burger in Omelett verpackt. Wir müssen sagen, das war unser billigstes Hochzeitstag-Essen aller Zeiten: mit Getränken und Nachtisch umgerechnet 9,70 €. Tja, selbst kochen ist hier aber noch billiger.
Als wir genug haben von Badefreuden und den Anglerinvasionen, machen wir uns auf ins Hinterland von Tamga. Es wird eine Bergtour, eine tolle Offroadstrecke führt uns durch ein schönes Hochtal mit vielen Pferden und unendlich weiten Edelweiß-Wiesen. Ob es in den Alpen auch mal so viele gab? Hier gibt´s am Wegrand bei den Sennern sozusagen Edelweiß-Stutenmilch zu kaufen.
Als am nächsten Tag ein Salzsee in Sicht kommt, sind es noch 12 km elende Rumpelstrecke bis zu dessen Ufer. Der komplette Kontrast zur Bergfrische der letzten Tage: Es ist sehr windig hier, die Landschaft wüstenhaft kahl, fast unwirtlich. Trotzdem kommen viele Kirgiesen jetzt am Wochenende hierher, ein paar stecken mit ihren Wagen ruckzuck im Sand fest. Der Kirgise an sich läuft nicht so gern zu Fuß und fährt, soweit es geht. Macht auch Sinn, denn der halbe Haushalt wird zum Picknickplatz mitgenommen … An der Zufahrt zum See steht eine richtige Jurtenstadt mit Verkaufkrams aller Art: Flaschen und Kanister voller Stufenmilch, Joghurt daraus, getrocknete Joghurtkugeln (Kurut) wiederum hieraus, Tee, unklare Eintöpfe. Thomas mag vergorene Stufenmilch lieber als frische, bei mir ist es umgekehrt. Als ich einen halben Liter wirklich köstlich süße Milch noch euterwarm trinke, ist mir allerdings nachher ordentlich schlecht. Bin eben die Niederrhein-Kuhmilch gewohnt.
Wir fahren kreuz und quer durchs Land, seit mittlerweile vier Wochen. Und begegnen so netten Leuten: Stehen wir in einer kleinen Siedlung, um zu übernachten, klopft es am Abend an die Wagentür: "Njam, njam!“ – der Nachbar vom Haus nebenan. Die Aufforderung versteht jeder. Hält die Polizei mich an, weil ich am LKW kein Licht anhabe, heißt es: „You are a very nice woman. You don´t have to pay.“ Müssen wir was am Auspuff schweißen lassen, schleppt uns ein Mit-Kunde ins Lokal nebenan und spendiert uns ein Essen. Um anschließend mit Thomas auf dem Beifahrersitz zum Basar zu fahren, damit er ein Ersatzteil organisieren kann.
Langsam wird es Zeit, das Land zu verlassen, wir wollen grob den Westen anpeilen. Mittlerweile ist es August, und uns schaudert es ein wenig vor den zentralasiatischen Temperaturen, die uns in Usbekistan erwarten ...
Kommentare
das ist ja eine Überraschung. Vielen Dank für die netten Wünsche! Vielleicht macht man ja wieder was zusammen.
Liebe Grüße,
Thomad
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