Iran - mittendrin!

21.5.2013, 9.100 km von zuhause.

Die Gebirgskette um Bavanat mit ihren schroffen Gipfeln und grünen Hochtälern liegt südlich der großen Salzwüste Dasht-e Kavir und bietet uns eine tolle Fahrt am Morgen, als wir versuchen, die Herberge von Abbas Bazergan in einem Kaff namens Imanzadeh Bazm zu finden. Vorher halten wir in der Ministadt Bavanat am einzigen Kreisverkehr, da wir dort einen Obstladen sichten. Wir werden natürlich ebenfalls gesichtet, und innerhalb weniger Sekunden sind wir in diverse Interviews verwickelt. Die Männer wollen wissen, wo wir herkommen und welche Modelle die Mopeds sind, die Frauen fragen nach meinem Namen. Hat eine ihn erfahren, wird er kichernd wie bei "Stille Post" weitererzählt, sodass ich mich immer wundere, wenn mich wildfremde Mädels mit Namen ansprechen. Sehr witzig ist, dass die Männer immer nur um Thomas´ Motorrad herumstehen, niemals um meines - wenn wir draufsitzen.

Es folgen drei schöne, aber heiße Tage in der Wüstenstadt Yazd, bevor wir die Dasht-e Kavir von Süden nach Norden durchqueren wollen - innerhalb von zwei Tagen, insgesamt um die 780 km. 

Einen nächtlichen Zwischenstopp legen wir in der märchenhaften Oase von Gamreh ein. Klasse, als morgens auch noch das Frühstück im Kühlschrank steht, da wir wegen der zu erwartenden Hitze bereits um halb sechs auf den Motorrädern sitzen - kurz vor einem herrlichen Sonnenaufgang in der Wüste. Nach einer Stunde wird aus der Straße eine Schotterpiste mit Sandverwehungen, auf der ich die Alp gleich mal ablege. Im Sand kann ich einfach nicht mit dem schweren Dingen hantieren und ich habe die Pappen auf, tue mir aber glücklicherweise nicht weh. Die Alukoffer, die den Schaden von mir abhalten, sind ebenfalls ganz unversehrt Es bleibt auch bei dem einen Hinfaller, und die restlichen 40 km ziemlich versandete Piste gehen dann so irgendwie, bis wieder fester Boden folgt. Asphalt kann manchmal die größte Freude eines Tages sein …

Fezbuk - Aus die Maus!

Yazd/Iran, 19.05.2013

Hallo liebe "Mitreisenden"!

Wir haben uns entschieden, unsere Berichterstattung per Fezbuk (der Name wurde vom Autor geändert) aufzugeben. Sich mit dem User-Support von Fezbuk herumzuschlagen, kostete uns nur Nerven und Zeit, die wir besser in Bilder und Berichte von der Reise investieren.

Hier zum Verständnis ein kurzer Abriss, was passiert ist.

Nachdem wir in den Iran eingereist sind, haben wir feststellen dürfen, daß verschiedene Seiten hier gesperrt sind. Spiegel, die Welt, Google Maps und andere Google-Dienste, Wordpress.com und viele andere mehr. Aber als Iraner ist man ja nicht dumm, sondern schafft sich schon seine Freiräume. So wir auch. Irgendwie hat dann aber Fezbuk gemeint, da ruft jemand aus dem Iran die Seiten auf, das Konto muß gehackt sein und wir wurden gesperrt - wohlgemerkt von Fezbuk!

Wir könnten - so Fezbuk - das Konto aber wieder entsperren, wenn wir unsere Original-Hardware verwenden, mit der wir uns zuletzt bei Fezbuk angemeldet hatten. Da wir ja unterwegs nicht den Rechner gewechselt hatten, wußten wir, daß diese Aussage ebenso großer Quark war, wie viele, die noch folgten.

Als nächstes setzte sich Hannelore (der Name wurde von uns geändert) von den User Operations von Fezbuk per eMail in Verbindung. Wenn wir die Wiederherstellung nicht hinbekommen, sollten wir als Nachweis einen Lichtbildausweis einsenden. OK - per eMail einen Scan des Ausweises zu versenden, ist nun nicht gerade sicher, da das eMail-Protokoll nicht verschlüsselt wird, aber was sollten wir machen. Antwort-eMail an Fezbuk verfasst und einen Scan des Ausweises angehängt.

Hier die Originalantwort, die wir dann von Hannelore von den User Operations von Fezbuk einen Tag später erhielten:

"Hallo,

Dein Konto wurde gesperrt, weil unser System festgestellt hat, dass es gehackt wurde. Bevor wir Dein Konto reaktivieren, musst Du Deine Identität bestätigen.Bitte antworte auf diese E-Mail und füge der Antwort ein Bild Deines amtlichen Ausweises bei.

Der von Dir beigefügte Ausweis:- Muss von einer Regierungsbehörde ausgestellt sein (z. B. Pass, Führerschein).- Muss farbig sein.- Dein vollständiger Name, Dein Geburtsdatum und Dein Foto müssen gut zu erkennen sein.

Füge bitte außerdem eine amtliche Registrierungsbescheinigung oder einen anderen Nachweis Deines Unternehmens bei, wie z. B.:-

    • Gas-, Wasser- oder Stromrechnung
    • Lokale Gewerbeerlaubnis (ausgestellt von Deiner Stadt, Deinem Landkreis, Deinem Bundesstaat usw.)
    • Steuerabrechnung
    • Gründungsurkunde (für eine Partnerschaft)
    • Gesellschaftssatzung (für ein Unternehmen)
    • Schriftliche Bestätigung von dem Unternehmen oder der Organisation mit einem Briefkopf, der darauf hinweist, dass dieses Konto gehackt wurde …". So, hier kürzen wir die eMail einfach mal ab.


Hannelore hatte anscheinend unsere erste Mail nicht richtig gelesen. Schließlich hatten wir ja den Personalausweis beigefügt. Aber sei's drum. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Also kurz eine Antwort verfasst, nochmal den Scan des Ausweises angehängt (hatte ja schon was zum Thema Sicherheit dazu geschrieben) und mit der Information versehen, daß wir kein Unternehmen sind.

Prompt kam die Antwort von Hannelore von den User Operations von Fezbuk:

"Hallo,

Danke für Deinen Ausweis. Füge bitte außerdem eine amtliche Registrierungsbescheinigung oder einen anderen Nachweis Deines Unternehmens bei, wie z. B.:

    • Gas-, Wasser- oder Stromrechnung
    • Lokale Gewerbeerlaubnis (ausgestellt von Deiner Stadt, Deinem Landkreis, Deinem Bundesstaat usw.)
    • Steuerabrechnung…". Hier kürze ich mal wieder.


Wichtig für den weiteren Verlauf ist nun die Aussage von Hannelore von den User Operations von Fezbuk (ab jetzt kürze ich das mal auf HaVoDUsOpVoFebu ein, ist ja sonst eine elendige Schreiberei), daß sie sich für den Ausweis bedankt. Aber hartnäckig, wie HaVoDUsOpVoFebu nun mal war, beharrte Sie auf Gas- oder Wasserrechnungen. Das ist jetzt nicht gespaßt oder erfunden! Also haben wir wieder HaVoDUsOpVoFebu geantwortet und ihr erneut gesagt, daß wir kein Unternehmen sind und es eine rein private Seite ist.

Viele Tage hörten wir nichts mehr von HaVoDUsOpVoFebu, aber am sechsten Tage kam HaVoDUsOpVoFebu dann wieder aus der Deckung:

"Hallo,

Leider können wir Dir keinen Zugriff auf dieses Konto geben oder weitere Maßnahmen ergreifen. Unsere Systeme haben festgestellt, dass das Konto geknackt wurde. Um die Informationen in dem Konto zu schützen, haben wir Dich gebeten, uns eine Kopie Deines amtlichen Lichtbildausweises zu schicken.

Nachdem Du keinen gültigen Ausweis vorgelegt hast, der mit den Daten in dem Konto übereinstimmt, können wir nicht bestätigen, dass das Konto Dir gehört…" Hier kürze ich mal wieder.

Soso, wir hatten also keinen passenden Ausweis gesendet. Wofür hatte sich denn HaVoDUsOpVoFebu Tage zuvor noch bedankt? Na gut. Sind ja doch viele Tage dazwischen und man kann ja nicht alles im Kopf behalten. Bei HaVoDUsOpVoFebu laufen ja sicher auch noch andere wichtige Fragen auf. Also haben wir HaVoDUsOpVoFebu wieder geantwortet und zum dritten Mal den Ausweis gesendet. Außerdem haben wir auf die Danksagung aus der vorigen Mail hingewiesen und falls HaVoDUsOpVoFebu kurzsichtig ist, haben wir die Passage auch noch in 24 Punkt und fett rot eingefärbt zugesendet.

Für die, die noch entspannt mitlesen, hier die Reaktion von HaVoDUsOpVoFebu einen Tag später:

"Hallo,
Danke für Deinen Ausweis. Bitte füge außerdem eine amtliche Registrierungsbescheinigung oder einen anderen Nachweis Deines Unternehmens bei, wie z. B.:

    • Gas-, Wasser- oder Stromrechnung
    • Lokale Gewerbeerlaubnis (ausgestellt von Deiner Stadt, Deinem Landkreis, Deinem Bundesstaat usw.)
    • Steuerabrechnung- Gründungsurkunde (für eine Partnerschaft)
    • Gesellschaftssatzung (für ein Unternehmen)
    • Schriftliche Bestätigung von dem Unternehmen oder der Organisation mit einem Briefkopf, der darauf hinweist, dass dieses Konto gehackt wurde ...". Auch hier kürze ich mal wieder.


Falls es jemandem bekannt vorkommt: ja, das ist der Text aus einer vorigen Mail. Meine Vermutung ist, daß HaVoDUsOpVoFebu gar keine echte Person ist. Ich glaube, hier hat Fezbuk vielleicht den Sohn eines Nachbarn des Firmengründers, der ihm noch einen Gefallen geschuldet hat, ein Programm für die User Operations schreiben lassen, um die teuren echten Menschen einsparen zu können. Man munkelt ja, daß die Investoren von Fezbuk so gar nicht mit dem Verfall des Aktienkurses zufrieden ist. Vielleicht sah sein Pflichtenheft so aus: "Schreibe ein Programm, daß den Anschein erweckt, es wäre von einem bezahlten Menschen geschrieben und reize die Absender mit einer derartigen Ignoranz, daß sie von selbst jeden weiteren Kontakt abbrechen."

Auf jeden Fall hat der Junge, nennen wir ihn mal Seppel, gute Arbeit geleistet. Mal sehen, ob das dem Aktienkurs von Fezbuk hilft - aber ich schweife ab. Kommen wir zurück zu HaVoDUsOpVoFebu. Ich habe tatsächlich noch eine Mail an HaVoDUsOpVoFebu gesendet. Das ist nicht gelogen! Ich habe es nochmal getan! Allerdings glaube ich, daß ich ein wenig unhöflich war. Ich glaube, ich habe von HaVoDUsOpVoFebu verlangt, daß sie die Mail an jemanden weiterleiten soll, der Deutsch lesen und verstehen kann. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen. In dem Programm von Seppel ist nämlich ein Unflätigkeitssensor eingebaut, der automatisch die Fezbuk-Seiten des Senders löscht. Jo, und das ist dann auch prompt passiert. Sehr gute Arbeit, Seppel!

Es ist nun ein wenig Schade um die vielen Berichte, Photos und - vor allem - Eure Kommentare. Wir haben uns immer sehr gefreut, wenn wir etwas kommentiert bekamen oder ihr euch über die Nachrichten und Bilder gefreut habt. Das ist jetzt alles WECH! Weil das Konto von einem bösen Iraner gehakt wurde und Seppels Unflätigkeitssensor zugeschlagen hat. Aber! Wir versuchen uns nochmal auf das glatte Eis der Soschial Netwörks einzulassen und probieren mal Google+ aus. Ist eh' viel besser. habe ich immer schon gewußt. Sobald wir das was auf die Beine gestellt haben, bekommt Ihr Bescheid. In jedem Fall geht es mit unserer Webseiten-Berichterstattung weiter wie bisher. Achja, und noch was: ab sofort können zu den Artikeln direkt Kommentare erfasst werden. Mal sehen, ob wir das nicht noch weiter ausbauen können.

Falls die Rechtsanwälte von Fezbuk mich nun auf irgendwas verklagen wollen, möchte ich schon jetzt auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Diesen Text habe ich unter starken Beruhigungsmitteln geschrieben, die mir Susanne verabreicht hat, als ich nach der letzten Mail von HaVoDUsOpVoFebu jemanden zum Würgen gesucht habe und fast den armen Kellner erwischt hätte, der allerdings noch rechtzeitig in irgendeinen Gang abbiegen konnte, in dem ich ihn aufgrund des Durchmessers nicht mehr folgen konnte.

Iran - Es gibt Reis, Baby!

15.05.2013 - nach etwa 8.100 km

Wir wollen mal ein Wort über die iranische Küche verlieren, deren Feinheiten uns bisher - nach immerhin zwei Wochen kreuz und quer durchs Land reisen - sich uns noch nicht offenbart haben.
Es gibt Reis. Duftenden, lockeren, langkörnigen Reis, den wir inzwischen in fein unterteilte Kategorien einzuteilen verstehen:
Da ist zunächst die strahlend weiße, uniforme Sorte, die sich gebirgsmäßig auf einer Platte (für eine Person, versteht sich) auftürmt. Dann die abwechslungsreiche Variante, mit Safranreis vermischt, in ihrer Finesse noch gesteigert durch die Zugabe von kleinen, roten Beeren, deren Name wir bis heute nicht rausgekriegt haben. Dazwischen unendliche Untervarianten: mit einem Klecks Butter obendrauf, mit einer gegrillten Tomate daneben. Und einmal fanden wir unter einem Berg Reis Hühnchen, das sich erst erahnen ließ, als er halb weggefuttert war. Als Beilage zum Reis wird gelegentlich auch Fleisch serviert, meist in Form von Kebab. Das Ganze wird ohne Soße gereicht, damit der Reisgeschmack nicht überdeckt wird. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Lediglich zum Kaffee oder Tee wird KEIN Reis serviert.

*off-topic-on* Nochmals einen ganz herzlichen Glückwunsch für Brigitte zu ihrem Geburtstag! *off-topic-off*

Und noch was: nachdem wir jetzt eine Möglichkeit gefunden haben, auf Facebook zuzugreifen, hat uns nun Facebook gesperrt, weil Sie meinen, wir wären Hacker aus dem Iran :-) Mal sehen, ob nach gefühlten 216 Mails hin- und her sie es endlich auf die Kette bekommen und uns wieder freischalten.

Iran - Etwas wackelig

13.05.2013 Draußen ruft melodisch der Muezzin zur Abendstunde durch den Geräuschteppich der Stadt - Wir sind in Shiraz angekommen, dem südlichsten Punkt unserer Irandurchquerung. Eine sehr schöne, in einem Talkessel gelegene Stadt, um die herum sozusagen "nichts" ist, die aber über 1 Mio. Einwohner hat. Besonders gefallen uns die Gärten hier, es kommt mindestens ein Gärtner auf 100 Quadratmeter, wie es aussieht. In der letzten Nacht wurden wir gegen 3:15 Uhr von einem merkwürdigen Knall und lautem Gebrummel aus dem Schlaf geschreckt: die Erde bebte, kurz aber hier im ersten Stock doch erschreckend merkbar Danach war wieder Ruhe - nur die Stimmen und das Getrappel anderer Hotelgäste auf dem Flur und das Geschimpfe eines Vogels in der Palme vor dem Zimmer war noch zu hören. Bis jetzt blieb es ruhig, wir hoffen, dass es so bleibt. In einer solchen Situation ist man wirklich besser im Zelt aufgehoben ... Da wir mit den Besichtigungen von Moscheen, Palästen und Bazaren nun so halbwegs durch sind, freuen wir uns, morgen nach viel Stadtluft wieder in die Landschaft um uns herum rollen zu können.

Iran - Entdecken auf "beiden Seiten"

Wir haben so einige Probleme, eine vernünftige Internetbandbreite zu erwischen, aber zu Gast im schönen Garten des Hotels Abbasi klappt es nun:

09.05.2013, ca 6.500 km auf dem Tacho

Wir kämpfen uns durch den Verkehr von Täbriz nach Osten und haben heute 600 km Wegstrecke vor uns, denn wir wollen es bis Hamedan im westlichen Bergland des Iran schaffen. Ich bin recht froh, wieder auf dem Motorrad zu sitzen, denn die Aufmerksamkeit, die uns zuteil wurde war ungewohnt und auf Dauer ziemlich anstrengend. Thomas ist um einiges geduldiger, die immer gleichen Fragen der interessierten Iraner zu beantworten!

Hamedan ist ein hübsches Städtchen, doch wir sind so neugierig auf Isfahan, dass wir am nächsten Tag wieder auf den Mopeds sitzen. 500 km durchs iranische Hochland, wir nutzen einen Teil des "Persian Gulf Highway" (der aber gar kein Highway ist). Die Stecke führt über unwirklich wirkende Pässe und stürmische Hochplateaus. Das Wetter ist heute so wechselhaft, dass wir abwechselnd vom Sturm in unbequeme Seitenlage verbracht über die 2.000 m hoch liegende Ebene fliegen, um in den nächsten Minuten einen kräftigen Schauer aus triefenden schwarzen Wolken abzubekommen. Dazwischen immer wieder Sonnenspots, die die Landschaft dramatisch erleuchten.

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