Nach Lhasa - und noch sieben Tage in Tibet

04.09.2013 - 20.400 Kilometer

Seit beinahe 3.000 Kilometern durchqueren wir Tibet. Mittlerweile hat die Alp eine neue Batterie verpasst bekommen, durch das oftmalige Entladen war die alte nun wirklich nicht mehr zuverlässig zu gebrauchen. Thomas ergattert ein 7 Ah-Akku, das ist weniger als die originale hat, aber die Maschine springt an und läuft. Das zu kleine Format gleichen wir mit Unterfütterungen im Batteriefach künstlerisch aus. Die "alte" kommt zu unserer seelischen Beruhigung noch für ein paar Tage mit auf den Gepäckträger, auch wenn sie so gut wie nichts mehr hergibt.

Die Benzinbeschaffung unterwegs erweist sich wieder als bemerkenswert. An einer staatlichen Pumpe angelangt, werden wir gleich von einer großen Gruppe chinesischer Touristen umringt, was nichts Neues ist. Ebenso wenig neu ist der Umstand, dass sich die Tankwarte mit dem Ausruf "Police, Police!" weigern, uns mit Sprit zu versorgen. Auch nach Thomas´ Insistieren und der massiven Unterstützung von Seiten der Touristen bleibt man standhaft, immerhin bietet man uns wieder ein 5l-Benzin-Teekesselchen an, mit dem wir achtmal zum Straßenrand und wieder zur Pumpe laufen sollen, bis die Tanks mal voll sind. Oder aber wir versuchen es bei der nächsten Tanke 200 m weiter … Auch hier Fehlanzeige, der Tankwart bewegt sich diesmal erst gar nicht aus seiner Bude heraus. Also wieder zurück! Thomas geht diesmal ins Häuschen, in dem ein Tankkassierer sowie zwei Polizisten sitzen. Diese stellen ihm freundlich schäkernd einen Bon zum Volltanken der beiden Maschinen an der Zapfsäule aus, ohne wenn und aber. Das soll nun einer verstehen!

Wir durchqueren weiterhin Tibet von West nach Ost, folgen viele Stunden durch Sonnenschein und ab und an einem Schauer dem Oberlauf des Brahmaputra, am Abend wollen wir Lhasa erreichen.

Weiterhin können wir unseren Weg entspannt, allein und ohne direkte Guide- und Gruppenpräsenz gestalten, vier Polizeiposten auf dem Weg winken uns heute einfach durch (drei davon offensichtlich, weil sie gerade ihre Nudeln verspeisen wollen), doch am letzten Posten vor der Stadtgrenze winkt uns ein Ziviler heraus.

Als wir am Kontrollhaus ankommen, springt der Diensthabende wegen eines Einsatzes gerade in sein Fahrzeug und verlässt mit Blaulicht und Radau den Ort des Geschehens. Der Zivile versucht den verbleibenden jungen Beamten dazu zu bewegen, das Stationshaus zu verlassen, um uns zu kontrollieren, der aber schämt sich offensichtlich so sehr, dass er sich hinter dem Fenster zu verstecken versucht. Der Zivile zieht ihm am Arm, ohne Erfolg. Ich könnte mich totlachen über die Situation, gut, dass ich den Helm und eine Sonnenbrille trage! Thomas nutzt die Gunst des Augenblicks und fragt mit Gesten nach, ob wir passieren dürfen. Offensichtlich erleichtert tritt der Beamte doch noch in die Tür und winkt uns hektisch durch.

Wenig später fahren wir unversehens am Fuße des gewaltigen Potala-Palastes vorbei, was für eine Ansicht! Und wieder ein markanter Punkt, an dem wir denken: "So weit geschafft, mit unseren alten Mopeds!"

Zwei Hondas in der Hauptstadt Tibets

Die nächsten Tage bleiben die Motorräder im Garten unseres Hotels stehen, wir bummeln durch die wunderbar lebendige Altstadt und frönen dem ausgiebigen Genuss der indischen Küche, die hier neben der chinesischen schon überall zu bekommen ist. Der Hunger hat eindeutig ein vorläufiges Ende! Und natürlich machen wir ein Kulturprogramm, daran führt hier wirklich kein Weg vorbei. Neben dem Potala-Palast beeindruckt uns besonders das von Gläubigen vielbesuchte Hauptkloster der Buddhisten, der Jokhang-Tempel mitten in der Altstadt, mit seiner unfassbaren Ausstattung und der in allen Ecken spürbaren Spiritualität. Er war der erste Tempel in Lhasa, gegründet wie der Potala-Palast von König Srongtsen Gampo um das Jahr 625. Leider ist es untersagt, im Inneren Fotos zu machen. Alle Winkel Lhasa´s atmen Räucherwerk, Lebendigkeit, Farbenfeuerwerke und gläubiges Tun der Tibeter - und manchmal auch der Han-Chinesen.

Uns gefällt´s! Doch wir haben (zumindest geografisch gesehen) noch Höheres vor, mal sehen, ob uns das in den kommenden Tagen gelingen wird ...

Zum höchsten "Hubbel" unserer Erde

08.09.2013
Vor der letzten Fahrt durch Tibets Einsamkeit erleben wir mangels Benzin im Tank zunächst das übliche Unterhaltungsprogramm an einer chinesischen Tankstelle in Lhasa, diesmal wegen der Zeitintensität in der "extended Version".

Prolog: Die Tanks sind leer. Die Handlung setzt gleich mit Berührung der Vorderräder auf dem Tankstellengelände ein: Entsetzte Gesichter in Kombination mit winkenden und abwehrenden Handbewegungen sowie Worten auf Chinesisch, die absolut keinen Zweifel daran lassen, dass es wieder nichts für unsere Mopeds geben soll. An der Komödie sind diesmal mindestens acht Personen direkt beteiligt, die Wogen schlagen vorübergehend hoch. Das Ende verläuft wie bei jeder Komödie glücklich (für uns, was bedeutet: Nach 30 Minuten sind die Tanks dann doch voll - wie immer).

Pause. (An dieser Stelle bitte selbst für Langnese-Konfekt sorgen.)

Nächster Plot: Die Auffahrt der immerhin 60 km langen Autobahn von Lhasa Richtung Westen.
Prolog: Vor vier Tagen sind wir über diese Autobahn in die Stadt eingefahren.
Die Handlung beginnt damit, dass uns ein Polizist vors Motorrad springt und uns zu einem am Straßenrand aufgebauten Schirmchen führt, unter dem fünf weitere Staatsbedienstete sitzen und uns freundlich anlächelnd mit Ungemach drohen. Passkontrolle, kein Problem. Dann die Aufforderung, doch bitte zurück durch die Stadt zu fahren und die Überlandstraße nach Westen zu benutzen. Wir wussten doch, dass jetzt was kommt ... Verständliches Unverständnis auf unserer Seite. Kein Erweichen auf der anderen, das letzte Zögern auf der gegnerischen Seite wird durch einen Anruf beim Vorgesetzten aus der Welt geschafft. Der Grund der Verweigerung: Heute nicht. Aha. Man wünscht uns ein "Auf Wiedersehen!" (Ohne Kommentar).

Qomolangma, die "Mutter des Universums"

Aber was für eine schöne Fahrt erwartet uns, als wir von Lhaze aus nach Süden abbiegen! Wir befahren nun den "Friendship Highway", die schmale Verbindungsstraße zwischen Tibet und Nepal, die erst im Jahre 1964 fertig gestellt wurde und die bis dahin lediglich ein uralter Yak-Trail war und den Haupthandelsweg zwischen beiden Ländern früher wie heute darstellt. Trotzdem gibt es so gut wie keinen Verkehr, als wir unterwegs sind. In den Tälern sehen wir viele alte Befestigungsanlagen, gleich daneben die Dörfer der hier lebenden Bauern. Die letzten beiden Pässe über 5.000 Meter stehen an, der Himmel ist wolkenlos und mit einem Mal erhebt er sich vor uns: der Heilige Berg Qomolangma, der Mt. Everest. Einfach phänomenal, der Moment, als wir ihn erblicken: Blendend hell ragt sein Gipfel in den stahlblauen Himmel.
Wie makellose Perlen an einer Schnur bilden die 7.000er und 8.000er eine imposante schneeweiße Kette von West nach Ost, auf die wir genau zuhalten, um den einzig vorhandenen Durchstieg innerhalb vieler hundert Kilometer nach Süden zu befahren. Der Friendship Highway verläuft, kaum dass wir das tibetische Hochland verlassen haben, in großer Höhe am Bergrand einer bestimmt 1.500 Meter tiefen Schlucht.
Mit einem Male kommen uns auf Augenhöhe Wolken entgegen, links und rechts der Straße trieft und tropft es aus Dutzenden Wasserfällen und dichter umnebelter Vegetation. Innerhalb weniger Minuten wird das Klima tropisch, wir entdecken Bananenstauden und Affen, die auf Dächern herumturnen. Wir haben die Südflanke des Himalaya erreicht, Nepal ist in greifbarer Nähe!
In Zhangmu, einem Städtchen, dass kriminell wie ein Schwalbennnest hoch oben über der engen Schlucht klebt, durchzogen von der einzigen Straße, ist die Grenze nur noch wenige Kilometer entfernt. Zu meinem Unbehagen erfahren wir, dass gleich hinter der Grenze Schluss ist mit festem Untergrund und annähernd Leitplankenähnlichem, und dass die Weiterführung des "Highways" auf nepalesischer Seite durch die Schlucht die gefährlichste Strecke Nepals sei. Na toll …

Nepal - Grenzerfahrungen

14.09.2013 - 21.700 Kilometer

Buddha´s eyesAn der chinesisch-nepalesischen Grenze wird es dann schlimmer als erwartet. Ein letztes Mal dürfen wir von Kontrollwahn und Unflexibilität kosten, als wir am Morgen die erste chinesische Kontrolle noch innerhalb Zhangmus passieren. Acht Kilometer weiter die Serpentinenstraße hinunter reiht sich ein auf die Abfertigung wartender Laster an den anderen. Zum Überholen in der engen Schlucht ist so gerade eben Platz, wenn uns hier einer entgegenkommt, dauert die Ausweichprozedur immer ewig. Und wir haben ja keinen Rückwärtsgang. Wenn man bedenkt, dass diese Straße die einzige Handelsverbindung zwischen China und Nepal ist ...

Weiter unten vor dem Schlagbaum geht es zu wie in einem Bienenstock, und nichts ist auch nur annähernd geregelt: Ein schmuddeliger Shop reiht sich an den anderen, ein Blick in die verdreckten "Restaurants" reicht aus, unser Verdauungssystem dem Schlimmsten auszusetzen, Lastwagen mit Riesenballen an Ladung werden von Schwärmen an Trägerinnen entladen, die Ladung auf einem kleinen Platz oder gleich auf der engen Straße gestapelt. Der stinkende Müllberg mitten auf der Straße mitten in der Sonne bleibt aber der höchste Stapel … Dazu kommt ein bestialischer Gestank aus dem öffentlichen Klo, das wir erfolgreich meiden, und zur Abrundung dröhnt in der Straßenschlucht mit unvorstellbarer Lautstärke ein riesiger Dreizylinder-Dieselgenerator, der jede Stunde kollabiert und sofort vom eigens abgestellten Mechaniker mit einer ordentlichen Ladung Altöl geflutet und wieder zum Leben erweckt wird.

Würden wir das Kaff nur mal eben passieren, wäre es ja in Ordnung. Ist es aber nicht. Beinahe sieben Stunden sind wir dem Inferno ausgeliefert, unser Guide ist immer noch acht Kilometer weiter oben und versucht irgendeine Blödsinns-Freigabe aus Lhasa zu bekommen. Das erzählt er uns jedenfalls am Telefon, und das läuft heiß. Wir rufen sowohl ihn als auch den Agenten halbstündlich an, unsere Stimmung schwankt zwischen Ungläubigkeit, Verzweiflung mangels Toilette und einer ordentlichen Portion Galgenhumor. Zeitweise überwiegt vor allem Wut auf die Grenzer, die Bürokraten, unsere "Agentur" und die Chinesen ganz im Allgemeinen.

Irgendwann verschwindet die brütende Sonne, es beginnt zu regnen. Zu schütten. Wir versuchen, die Mopeds unters Dach vorm Schlagbaum zu schieben und kriegen gleich einen Rüffel. Ist uns aber jetzt so was von egal, nix verstehen. Und irgendwann um kurz vor 17 Uhr sehen wir im Laufschritt unseren Guide nahen. Wird auch langsam Zeit, denn die Nepali drüben machen um 18 Uhr dicht! Noch eine Passkontrolle auf chinesischer Seite, noch eine was-weiß-ich-Kontrolle, wir schwingen uns auf die Maschinen und wollen endlich über die Friendship-Bridge rollen, auf deren Mitte der ersehnte Grenzstreifen zu Nepal verläuft.

Motorräder: Schieben!

Denkste - die Chinesen zetern herum: "Maschinen aus! Schieben!" Wie bitte?! Wir haben keinen einzigen Laster bemerkt, der hier bis zur Grenze GESCHOBEN wird. Ich bin kurz vorm Explodieren und tue so, als sei das Motorrad für mich zu schwer zum Schieben.

Ich steige ab und bedeute, dass ich genau an dieser Stelle die Nacht verbringen werde, wenn ich nicht fahren darf. Woraufhin ein Grenzer hinten schiebt, genau bis beide Räder auf der mächtigen Talbrücke über den Streifen gerollt sind. Dort dürfen dann die Motoren angeworfen werden. Uns fehlen zur Abwechslung die Worte.

Die Nepali stellen uns ruckzuck zwei Visa aus und wir durchqueren Kodari, das ist der Name der traurigen, armseligen Bretterbudenansammlung hier, auf der ebenfalls einzigen Piste durch die enge Schlucht, dem Friendship- oder Araniko-"Highway".

Der "Highway" hat meist eine Breite von drei, manchmal auch fünf Metern, führt am Bergrand hoch über dem Fluss vorbei und ist auf den nächsten 30 Kilometern eine Matschpiste mit mehr oder weniger dicken Steinen, Wasserläufen und Gefällen. 

Kathmandu - Bangkok: Motorradtransport

20.09.2013 - 24.100 Kilometer

Am liebsten legen wir unsere Reisestrecken ja auf den Motorrädern zurück, manchmal geht es aber nicht so richtig weiter, sei es, weil ein Meer uns aufhält oder geschlossene Grenzen.

Um nach Myanmar zu kommen, müssten wir von Kathmandu aus vier Tage durch Indien fahren; wegen der Reglements einiger indischer Provinzen, die die Durchfahrt nur mit Sondererlaubnissen (Mehrzahl) gestatten, damit wir von Westen nach Burma einreisen könnten. Dort ist aber bis dato gar kein Grenzübergang für Individualisten geöffnet, nicht für Ausländer.
Also werden wir die Sache von Osten angehen, denn von Thailand aus soll man reinkommen.
Inshallah - wir werden sehen ... Papiere (Visa) haben wir jetzt jedenfalls!

Also: Die Maschinen und wir mussten ein Stückchen fliegen, mit Thai Air ging es von Kathmandu nach Bangkok.


Die nepalesische Seite

Mit den Kosten waren wir mehr als zufrieden, unsere Cargo-Agentur schlug alle anderen Angebote um Längen!
Hier die Kosten im einzelnen, abgerechnet wird entweder über das Volumen, oder über das Gewicht, je nachdem, was teurer ist ...
(Gewicht pro Box übrigens ca. 330 kg, inklusive Motorradklamotten und fast sämtlichem Gepäck sowie natürlich dem Gewicht der Holzboxen):

2x Holzboxen, Material und individueller Bau 160 $
2x Service Charge (Zoll, Service, Packer) 380 $
Transport Africa Twin 535 $
Transport Transalp   420 $
Gefahrgutzuschlag 95$
Macht zusammen für beide Moppeds 1.580 $

Den Gefahrgutzuschlag muss man nur einmal zahlen, wenn man auf beiden Boxen als Empfänger die gleiche Person angibt! Hier schneiden sich viele Versender noch ein Scheibchen heraus und berechnen dem Kunden den Gefahrgutzuschlag doppelt)

 

Zahlen mussten wir nicht in cash, die Firma (s.u.) akzeptierte freundlicherweise die volle Summe in US$-Traveller-Schecks (vorher anfragen!).
Mit dem ganzen Handling in Nepal waren wir sehr zufrieden, unser Ansprechpartner war zuverlässig, schnell und gewissenhaft. Er gab sogar die tagesaktuellen Preisnachlässe der Thai Air direkt an uns weiter, und das, nachdem wir sein erstes Angebot bereits akzeptiert hatten. Nach der Verladung rundeten wir das Geschäft bei einem Abendessen in Thamel ab.
Die Prozedur vom Reinfahren in den Zoll bis zur Bezahlung im Büro in Kathmandu dauerte rund vier Stunden, während dieser Zeit bauten wir die Motorräder versandfertig auseinander (Vorderrad raus, Maske, Schutzblech vorn und Spiegel ab, Tanks leer (so gut es ging), Batterien abklemmen). Der Zoll durchsuchte gewissenhaft, aber ziemlich fix. Die Holzkisten standen bereits vorgefertigt an Ort und Stelle im Zollbereich (Vorlaufzeit seit der Bestellung: ein Tag) und mussten nur noch von den beiden Zimmermännern um die Maschinen gekloppt und mit Eisenbändern umspannt werden. Danach trugen (!) acht Mann die Kisten auf eine Riesenwaage, bevor sie auf ein Rollband geschoben wurden und unseren Blicken entschwanden.

Organisiert hat uns den Transport die sehr zu empfehlende Firma mit dem illustren Namen
Superstar Cargo (P.) Ltd.
Ansprechpartner: Pradibna Pokharel
G.P.O. Box: 19090 Thamel, Kathmandu, Nepal
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel: +977-1-470 00 25

Herr Pokharel versendet laut eigener Aussage von überall nach überall, spricht gut deutsch und hat viele Kontakte nach Europa.
Und unschlagbare Preise.


Die thailändische Seite

Thailand! Palmen, Strände, Hängematten - doch davor war in Bangkok werkeln angesagt. Gleich am nächsten Morgen um 10 fuhren wir also zum Flughafen, um die Motorräder aus den Kisten zu befreien. Glücklicherweise agierte unser Fahrer auf unsere Nachfrage zum ersten Mal als "Agent", er kann schließlich besser Thai als wir :-) und wetzte mit uns recht zielstrebig von einem Schalter zum nächsten. Was für ein Papierkram! Da schimpfe einer auf die deutsche Bürokratie …
Um 12 stoppte erst einmal die allgemeine Mittagspause unseren Durchmarsch, wir aßen alle zusammen lecker in der Flughafen-Kantine. Irgendwann gegen 14 Uhr gabelten schließlich zwei Stapler unser beiden Kisten ab, und wir bauten die Mopeds wieder zusammen. Alles noch da (kein Wundern bei vernagelten Kisten), und nichts ist kaputt gegangen.
Unserem "Agenten" drückten wir um die 30 Dollar in die Hand, wir waren so dankbar, was er uns noch alles an Rennerei erspart hat, während wir die Teile wieder anbauten!
Jetzt kann es für uns "auf Stolle" weitergehen, Bangkok werden wir wohl in zwei Tagen zunächst Richtung Osten verlassen.

Aber erst noch müssen wir an beiden Maschinen die durch schlechte Pisten total ramponierten Lenkkopflager wechseln ...

Thailand - Zur Elefanten-Insel

04.10.2013 - 25.200 km

Unsere erste Anschaffung in Bangkok ist - ein Regenschirm. Bangkok säuft gerade ab, die Regenzeit gibt noch mal richtig Gas, bevor sie sich in ein paar Wochen verabschieden wird. Leider haben die verantwortlichen Stellen vor einigen Jahren wegen des immer stärker werdenden Verkehrs in der Riesenstadt beschlossen, die meisten Klongs (Wasserkanäle) zuzuschütten und an ihrer Stelle Straßen zu bauen. Das rächt sich in der Regenzeit regelmäßig, die Innenstadt steht gerade einen halben Meter unter den Fluten.

Da wir im Dezember Bangkok wiedersehen werden, verzichten wir auf eine Stadterkundung mit Anglerhosen und erledigen Wichtigeres: Die neuen Lenkkopflager für beide Maschinen sind uns von Freunden hierher gesendet worden und werden flugs eingebaut. Dazu erkundigen wir uns nach einem vernünftigen Schrauber in der Nähe, da wir für diese Operation nicht das richtige Werkzeug dabei haben und landen bei "Red Baron", der auch gleich erkennt, dass sich das Lager an Thomas´ Vorderrad ebenfalls gerade ins Nirwana verabschiedet. Das passende Lager fürs Rad haben sie vorrätig, Glück muss man haben!
Mit völlig neuem Fahrgefühl machen wir uns auf den Weg nach Koh Chang, der Elefanteninsel, vor der Küste nahe der kambodschanischen Grenze. Die kleine Fähre bringt uns in 40 Minuten übers Wasser, und eine erste Unterkunft ist schnell gefunden: Noch am wenig frequentierten Pier spricht uns ein Holländer an, der es mit einem Mopedverleih auf der Insel versucht. Er ist Langzeitmieter bei Conny, einer Deutschen, die es ebenfalls hierher verschlagen hat und die mit ihrem Mann neben einem Taxiunternehmen, Kräuterverkauf und Fruchtanbau auch eine kleine Dschungel-Lodge mit nur vier Zimmern führt.

Koh Chang steckt touristisch noch in den Windeln, war die Insel doch wegen der Nähe zu Kambodscha bis vor 20 Jahren Sperrgebiet. Wir profitieren nun davon: Neben einigen neu gebauten, moderat angelegten Resorts ist hier noch viel Ursprünglichkeit zu finden. Uns betören vor allem die tollen Strandbars in White Sands, quasi dem "Hauptort" hier, die mit Mengen an Bambus und Palm-Matten gebaut sind, mit zum Teil recht rudimentärer Ausstattung eine umso bessere Fischküche haben, aber vor allem durch viel Charme und Herzlichkeit so manchem Aussteiger und Traveller das Herz aufgehen lassen. Hier gibt es noch für ein paar Baht Hütten zu mieten und da die üblichen Low-Budget-Hippieläden in Hülle und Fülle vorhanden sind, fliegen unsere Klamotten gleich in die Ecke, nachdem wir dort als guter Kunde vorstellig werden.
Für uns bedeutet das alles Inselfeeling pur, und von unserer Unterkunft aus, die in einer Fluß-Lagune liegt, müssen wir fünf Minuten mit dem Kayak zum Strand paddeln.
Nach einiger Zeit beschließen wir, uns auf den Weg in den Süden zu machen, bevor wir hier versacken, und zwar wieder via Bangkok, um den ganzen Golf von Siam herum. 

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